Das Jungunternehmen urb-x bietet modulare Radhochbahnen aus Holz an, um das Fahrradfahren über längere Strecken zu fördern. Wie genau die Technologie funktioniert, erfahren Sie im Interview.
Was ist die Idee hinter urb-x?
Das Jungunternehmen urb-x bietet modulare Radhochbahnen (“cycle highways”) aus Holz an, um aktives Pendeln bzw. das Fahrradfahren über längere Strecken zu fördern. Dies bedeutet, dass die hochqualitative Infrastruktur als Ergänzung zu den existierenden Radwegen auf dem Boden verstanden werden muss und sie sich v.a. für die Verbindung der Stadt mit ihrem Umland eignet, also weniger für das Stadtzentrum vorgesehen ist. Die Idee ist nicht, Radfahrende von der Strasse auf eine separate Radbahn zu “versorgen” und den restlichen Strassenraum den Autos und anderen Transportmitteln zu überlassen, sondern eine Alternative zu bieten, um längere Strecken angenehm, direkt und sicher zurückzulegen. Die aufgeständerte Position der Radhochbahn ermöglicht dabei eine nie dagewesene Direktheit sowie ein ungestörtes Fahrerlebnis. Dank der Modularität der Infrastruktur ist diese auch einfach skalierbar und bleibt dabei wirtschaftlich.
Wie ist die Konstruktion der Velo-Schnellwege aufgebaut?
Die urb-x-Radhochbahn ist modular und besteht dementsprechend aus verschiedenen Systemelementen (Kurven- und Streckenelemente, Rampen), die zu 90% aus Holz bestehen. Diese werden wie Legosteine, die Gleise einer Briobahn oder der Verlauf einer Carrera-Rennbahn zusammengehängt. Zur Konstruktion gehören auch integrierte Sensoren, die die intelligenten Leuchten steuern (d.h. die nur dann leuchten, wenn Verkehr auf der Bahn herrscht) und “predictive maintenance” zur effizienten Instandhaltung ermöglichen.
Wodurch unterscheidet sich urb-x von ähnlichen Anbietern?
Der signifikanteste Unterschied zu anderen Anbietenden ist die Modularität der urb-x-Radhochbahn sowie die Materialwahl: Holz ist ein Leichtgewicht – es wiegt fünfmal weniger als Beton -, welches entsprechend kleinere, weniger starke Fundamente benötigt als Beton, was wiederum nicht nur billiger, sondern auch klimafreundlicher ist. Gleichzeitig speichert Holz CO2, das die Bäume aus der Luft absorbieren. Während Holz für die Radbahn verbaut wird, werden am Ort der Extraktion im Wald neue Bäume gepflanzt, sodass dieser Kreislauf fortbesteht.
Die Modularität ermöglicht eine unvergleichbare Kosten- und Planungssicherheit sowie -transparenz, die bei massgeschneiderten Konstruktionen fehlt. Die urb-x-Radhochbahn ist ein “Turnkey”- oder “ready-to-use”-Produkt, das also schnell verfügbar und direkt verwendbar ist.
Was sind aktuelle Herausforderungen?
Die grösste Herausforderung ist, dass urb-x und unsere Radhochbahn bzw. unsere Innovation noch nicht grossflächig bekannt sind. Dies bedeutet, dass gewisse Entscheidungstragende oder Planende zuerst zögerlich an die Idee einer modularen und aufgeständerten Holzkonstruktion herangehen – weil sie noch nirgends sonst steht und verwendet wird, also zurzeit noch keine Referenz besteht. D.h. wir legen aktuell grossen Wert darauf, uns bzw. unsere Innovation auf internationalem Parkett vorzustellen.
Kann man die Radwege von urb-x bereits irgendwo testfahren?
Ja, Sie sind jederzeit herzlich auf dem Wolf-Areal in Basel (ehem. “Smart City Lab Basel”) bei uns auf der 200m-langen Teststrecke willkommen!
Die Schweiz ist nicht unbedingt als Velo-Nation bekannt. Was bräuchte es, um das Fahrradfahren attraktiver zu machen?
“Das Rad kann länger und weiter” – deshalb muss eine hochqualitative, direkte und sichere Radinfrastruktur gefördert werden. Es muss grundsätzlich verstanden werden, dass gerade heutzutage – bspw. mit dem Populärwerden des E-Bikes – Radfahren im Schnitt zugänglicher denn je und so stark wie noch nie diskutiert und gewollt wird.
Wie sieht für Sie die Zukunft der Mobilität aus?
Wir sehen grosses Potenzial in der Multimodalität: die Mischung macht’s! “Nur” Fahrradfahren oder “nur” Zugfahren ist nicht genug effizient und zufriedenstellend. Die Kombination aus “Fahrrad + Zug” jedoch, bspw., wird uns weiterbringen. Und ein aktiver Lifestyle ist förderlich für die Gesundheit! Zusammenfassend sehen wir – und wünschen wir uns – mehr aktive Mobilität, gestärkten ÖV sowie mehr geteilte Mobilität (car und bike sharing).
Interview: Lena Frölich, IngCH
Bilder: urb-x AG
Dieses Interview wurde am 21. Februar 2024 online im IngFlash – The IngCH Magazine veröffentlicht.